Vor über 50 Jahren konnte sich ein Junge aus einer Bergarbeitersiedlung in Bochum kein Eis leisten. Heute ist er einer der erfolgreichsten Köpfe im deutschen Fußball. „Wir waren sehr, sehr arm“, erinnert er sich. „Ich musste auf meine Geschwister aufpassen – und Fußball spielen mit abgetragenen Schuhen.“
Doch aus diesem Jungen wurde ein Mann, der Geschichte schrieb. Mit dem VfL Bochum begann seine Reise, die ihn bis an die Spitze des Sports führte. Sein Leben ist ein Traum, der Wirklichkeit wurde – geprägt von harter Arbeit und Leidenschaft.
Jetzt, mit 71 Jahren, zieht er sich zurück. „Die Nationalhymne zu singen war ein besonderer Moment“, sagt er. Doch heute hat er einen neuen Wunsch: „Mehr Zeit mit meinen Enkeln verbringen – die sollen von ihrem Opa noch was haben.“
Die letzten vier Jahre prägten den deutschen Fußball – jetzt endet eine Ära. Mit einer Bilanz von 25 Siegen in 37 Spielen verlässt der Trainer die U21-Nationalmannschaft. Seine Zeit war geprägt von Leidenschaft und unvergesslichen Momenten.
Das EM-Finale 2025 gegen England wurde zum Höhepunkt – und zugleich zur dramatischsten Niederlage. „Das Endspiel ging nach teuflischer Verlängerung verloren“, erinnert sich ein Teamkollege. Doch trotz der Enttäuschung blieb der Respekt. Antonio Di Salvo, Co-Trainer, betont: „Seine Art besteht aus mehr als dem ‚harten Tiger‘.“
Die Statistik spricht für sich: Mit einer Siegquote von 80% formte das Duo Di Salvo/Gerland eine der besten Mannschaften der letzten Jahre. DFB-Präsident Rettig würdigte ihn als „Legende mit Geradlinigkeit und Ehrlichkeit“.
Neben Titeln hinterließ er etwas Wertvolleres: Wissen. Als Sextuple-Gewinner gab er sein Know-how an junge Talente weiter. „Es hat einfach Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten“, so ein Spieler.
Den letzten öffentlichen Auftritt markierte die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens am 9. Juli. Ein symbolischer Schlusspunkt für eine Karriere, die den deutschen Fußball nachhaltig veränderte.
Sein Weg führte von Bochums Ascheplätzen direkt in die Königsklasse des Fußballs. Aus dem Jungen, der mit löchrigen Schuhen kickte, wurde ein Architekt großer Triumphe.
Beim VfL Bochum lernte er, was harte Arbeit bedeutet. Über 200 Bundesligaspiele zwischen 1972 und 1984 – doch für die Nationalelf reichte es nie. „Ich war zu langsam für den Profifußball“, gestand er später.
Seine Stärke lag woanders: im Blick für Talente. Schon als Spieler analysierte er Gegner wie ein Trainer. Die Ruhrpott-Mentalität prägte ihn: „Offene Knie von Ascheplätzen – das war unsere Universität.“
Bei Bayern München schrieb er Geschichte. 9 Meisterschaften, 5 DFB-Pokale und 2 Champions-League-Titel – seine Bilanz spricht für sich. Arbeiten unter Legenden wie Pep Guardiola oder Jupp Heynckes formte seinen Stil.
Phase | Erfolge | Besonderheit |
---|---|---|
Spieler (Bochum) | 200+ Spiele | Keine Nationalelf |
Trainer (Bayern) | 20+ Titel | Scouting von Lahm & Co. |
Sein legendäres Zitat: „Wenn Lahm kein Superspieler wird, werde ich Wasserballtrainer.“ Er behielt recht. Auch Schweinsteiger, Müller und Alaba verdanken ihm viel.
2020 erkannte er früh das Potenzial von Jamal Musiala. Heute ist der Youngster ein Star. Bayern München profitierte von seinem Instinkt – und seiner Art, Spieler zu fördern.
Ein unverwechselbarer Stil prägte den deutschen Fußball über Jahrzehnte – jetzt hinterlässt der “Tiger” sein Erbe. Als Legende deutschen Fußballs verband er Ruhrpott-Härte mit moderner Taktik. Sein Credo: “Wer nicht kämpft, hat schon verloren.”
Mit Hansi Flick und Pep Guardiola schrieb er Geschichte. Beim FC Bayern adaptierte er Guardiolas Perfektionismus – und fügte seine eigene Leidenschaft hinzu. “Er arbeitet auf allerhöchstem Niveau”, lobte Co-Trainer Di Salvo.
2020 gelang das historische Sextuple: sechs Titel in einer Saison. Ein Rekord, der bis heute steht. “Das war ein Glücksfall für die Mannschaft“, erinnert sich ein Spieler.
2025 führte er die U21-Nationalelf erstmals seit 2009 ins Finale. Die Niederlage gegen England in der 123. Minute war dramatisch – doch der Platz zwei ein Meilenstein. “Wir haben gezeigt, was deutsche Jugend kann”, sagte er danach.
Sein Geheimnis? “Jungen Spielern vertrauen – das machte großen Spaß.” Von Lahm bis Wirtz prägte er Generationen. Jetzt zieht sich der Trainer zurück – als eine der prägendsten Figuren des Sports.
Vom Ascheplatz zum Europapokal: Eine Karriere, die Mut macht. Der Bergarbeitersohn wurde zum Multichampion – und findet jetzt mit 71 Jahren sein größtes Glück bei den Enkeln. „Mehr Zeit mit der Familie“, sagt er. Doch der Fußball bleibt. „Ganz sicher werde ich ihm verbunden bleiben.“
Sein Vermächtnis? Ein lässiges „Glück auf!“ – der Ruhrpott-Gruß an den Sport, der ihm alles gab. Vom Profifußball bis zur Champions League: Seine Art, Talente zu formen, prägte Generationen.
Jetzt plant er eine Beraterrolle. Ein leiser Abschied für einen, der laut lebte. Doch eines ist sicher: Die Geschichte dieses Jungen aus Bochum wird weitererzählt – auf und neben dem Platz.