Warum gilt ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen bis heute als unerreichter König des Fußballs? Edson Arantes do Nascimento – besser bekannt als Pelé – revolutionierte den Sport und prägte ein ganzes Jahrhundert.
Mit 17 Jahren schrieb er Geschichte: Als jüngster Torschütze eines WM-Finales führte er Brasilien 1958 zum Triumph. Seine einzigartige Kombination aus Athletik, Technik und Spielintelligenz machte ihn zum weltweiten Phänomen.
Drei WM-Titel, über 1300 Tore und Auszeichnungen wie “Weltfußballer des 20. Jahrhunderts” bezeugen seine Dominanz. Doch hinter den Zahlen verbirgt sich eine noch größere Geschichte – die eines Mannes, der zum Symbol nationaler Identität wurde.
Armut prägte seine Kindheit, doch sein Talent öffnete Türen. Edson Arantes do Nascimento – geboren 1940 in Três Corações – wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater Dondinho, ein ehemaliger Profi bei Atlético Mineiro, arbeitete als Reinigungskraft. Die Familie kämpfte ums Überleben.
Straßenfußball wurde sein Zufluchtsort. Mit Freunden gründete er die Barfuß-Mannschaft Sete de Setembro. Sein Spitzname “Pelé” entstand aus einer Kindheitserinnerung – angelehnt an den Torhüter Bilé. Zuerst mochte er den Namen nicht.
1952 entdeckte Waldemar de Brito, ein ehemaliger Nationalspieler, das Ausnahmetalent. “Dieser Junge wird Weltstar”, prophezeite er. Mit 15 verließ Pelé die Schule, um Geld zu verdienen. Er putzte Schuhe und lief Botengänge.
1956 unterschrieb er seinen ersten Profivertrag. Santos zahlte ihm 6.000 Cruzeiros monatlich – mehr als der Klubpräsident verdiente. Sein Debüt gab er am 7. September gegen Corinthians Santo André. Mit 15 Jahren war er der jüngste Spieler der Liga.
Position | Gehalt (1956) | Vergleich heute* |
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Pelé | 6.000 Cruzeiros | ~3.500 € |
Santos-Präsident | 5.000 Cruzeiros | ~2.900 € |
* Umrechnung basierend auf historischen Kaufkraftdaten.
Sein Vater trainierte ihn heimlich. Die Familie sah im Fußball eine Chance auf ein besseres Leben. 1957, mit 16, bestritt Pelé sein erstes Länderspiel. Der Rest ist Geschichte.
Mit dem FC Santos schrieb Pelé Fußballgeschichte – ein goldenes Zeitalter begann. Von 1956 bis 1974 formte er den Klub zur weltweit gefürchteten Macht. 26 Titel, über 500 Ligatore und ein einzigartiger Spielstil machten Santos zum Maßstab.
Santos’ „weißes Ballett“ bezauberte Brasilien. Pelés Technik und Torinstinkt trieben das Team an. Zehnmal gewann er das Campeonato Paulista – ein Rekord. 1964 erzielte er acht Tore in einem Spiel gegen Botafogo Ribeirao Preto.
Seine Statistik spricht Bände: 567 Tore in 583 Ligaspielen. Vergleichbar mit modernen Stürmern? Kaum. Damals waren härtere Tackles und schlechtere Plätze die Norm.
1962 und 1963 holte Santos die Copa Libertadores. Pelé traf im Finale zweimal gegen Peñarol. Der Weltpokal folgte – zweimal besiegte Santos europäische Top-Teams. Freundschaftsspiele in Afrika stoppten sogar Kriege.
Wettbewerb | Titel | Pelés Tore |
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Campeonato Paulista | 10 | ~450 |
Copa Libertadores | 2 | 17 |
Weltpokal | 2 | 7 |
Am 19. November 1969 schrieb Pelé Mythos: Sein 1000. Tor (per Elfmeter) löste Masseneuphorie aus. Kirchenglocken läuteten, Brasilien feierte. Die Militärjunta nutzte den Moment für Propaganda.
Hinter der Marke steckte harte Arbeit: 90 Spiele pro Jahr, oft auf schlechten Plätzen. 1974 beendete er seine Zeit bei Santos – körperlich erschöpft, aber als unangefochtener Spieler-König.
Die New York Cosmos boten dem brasilianischen Star ein finanzielles Rettungsseil. Mit zwei Millionen Dollar Schulden unterschrieb er 1975 einen Dreijahresvertrag – damals eine Sensation. Die NASL nutzte seinen Ruhm, um Fußball in den USA populär zu machen.
Sein Debüt gegen Dallas Tornado wurde live von CBS übertragen. Für 6 Millionen Dollar wurde er zum bestbezahlten Sportler der Liga. An seiner Seite spielten Legenden wie:
Die NASL setzte auf europäische Altstars – eine Strategie, die den Fußball in den USA etablierte. Als 1000-Tore-Mann zog Pelé Massen in die Stadien.
1977 krönte er seine Zeit in den USA mit dem NASL-Sieg. Im Finale gegen Seattle Sounders führte er die Cosmos zum 2:1. Das Team wurde zur Attraktion – halb Sportevent, halb Show.
Sein Abschiedsspiel am 1. Oktober 1977 war ein Spektakel: Muhammad Ali und Bobby Moore standen am Spielfeldrand. Die Inszenierung markierte den Beginn der modernen Fußball-Kommerzialisierung. Ein würdiger Schlusspunkt für den König des Sports.
Die brasilianischen Nationalmannschaft erreichte unter Edson Arantes do Nascimento eine nie dagewesene Dominanz. Zwischen 1958 und 1970 gewann das Team drei von vier möglichen WM-Titeln – ein bis heute ungebrochener Rekord.
Mit 17 Jahren debütierte Pelé beim Turnier in Schweden. Trotz Knieverletzung im Vorbereitungsspiel wurde er zum Schlüsselspieler:
Seine Tränen nach dem Finalpfiff symbolisierten die emotionale Verbindung zum Land. Medizinische Betreuung und psychologische Begleitung waren damals neu.
1962 sicherte sich Brasilien den Titel trotz Pelés Verletzung im zweiten Spiel. 1970 krönte er sich endgültig zum Weltmeister:
WM-Jahr | Spiele | Tore | Besonderheit |
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1962 | 2 | 1 | Team gewann ohne ihn |
1970 | 6 | 4 | Bester Spieler des Turniers |
Sein Tor im Finale gegen Italie (1970) gilt als Meisterwerk – eine perfekte Flanke, gefolgt von köpfender Präzision.
Die Zahlen sprechen für sich:
Die WM 1966 zeigte auch Schattenseiten: Gegner setzten brutale Foultaktiken („Anti-Pelé-System“) ein. Dennoch prägte er das brasilianische Nationalbewusstsein wie kein Zweiter. Mehr zu seinen größten Triumphen zeigt dieser Rückblick.
Edson Arantes do Nascimento war mehr als ein Spieler – er wurde zum Symbol.
Edson Arantes do Nascimento war mehr als ein könig des Sports – er prägte ein Jahrhundert. Als erster globaler Fußballstar verband er Menschen über Grenzen hinweg. Seine 1283 Tore sind nur Teil der Geschichte.
Von der Militärdiktatur bis zum Sportministeramt (1997) stand er im Spannungsfeld. Doch sein Leben als Botschafter des Lächelns überwand politische Gräben. Der FIFA Ballon d’Or 2013 bestätigte: Sein Einfluss ist zeitlos.
Seine 77 Länderspieltore und 26 Vereinstitel spiegeln kaum wider, wie er den Fußball revolutionierte. Als „Spieler“ des Volkes wurde er zum Archetyp – ein könig, dessen Vermächtnis noch heute strahlt.